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Schlecker-Insolvenz: Gründer Anton Schlecker auch persönlich ruiniert


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Anton Schlecker auch persönlich ruiniert

dpa, dapd, dpa-afx, t-online, dpa-AFX, dapd, dpa

Aktualisiert am 01.02.2012Lesedauer: 4 Min.
Meike Schlecker und Finanzvorstand Sami SagurVergrößern des BildesMeike Schlecker und Finanzvorstand Sami Sagur (Quelle: reuters)
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Der einst als Milliardär gehandelte Drogeriekettengründer Anton Schlecker ist durch die Insolvenz seiner Firma auch persönlich ruiniert. "Es ist nichts mehr da, er hat alles in das Unternehmen eingebracht", sagte seine Tochter Meike Schlecker auf einer Pressekonferenz am Unternehmenssitz in Ehingen bei Ulm. In einer für die Firma ungewöhnlichen Pressekonferenz demonstrierte Schlecker Entschlossenheit.

Schlecker-Familie steht für Insolvenz gerade

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz erklärte, die Privatinsolvenz hänge mit der Unternehmensform "eingetragener Kaufmann" (e.K.) zusammen. Hierdurch stünden Anton Schlecker und seine Familie für die vor einer Woche angemeldete Insolvenz gerade. Dies bedeute "in der Konsequenz die Privatinsolvenz von Anton Schlecker" betonte Geiwitz laut Schlecker-Mitteilung.

Meike Schlecker erklärte, sie wolle mit Gerüchten aufräumen, ihre Familie habe Geld zur Seite geschafft. "Das Vermögen meines Vaters war immer das Unternehmen", sagte sie. Ihre Eltern, sie und ihr Bruder Lars hätten große Teile ihres Privatvermögens bereits in die Restrukturierung der Kette gesteckt. Mitleid lehnt sie dagegen etwas melodramatisch ab: "Ich will mich nicht beschweren und wir werden zurechtkommen", diktierte sie den Journalisten in die Blöcke. Immerhin hat das Unternehmen keine Schulden bei den Banken, wie Schlecker-Finanzvorstand Sami Sagur erklärte.

Schulden bei Lieferanten

Am Nachmittag informierte ihr zwei Jahre älterer Bruder Lars in einer Betriebsversammlung die Belegschaft. Von Vater Anton war nichts zu sehen. Es sei aber alles zusammen abgesprochen, versichert Meike Schlecker. Die Aufteilung habe einfach damit zu tun, dass ihr Bruder und sie in den vergangenen Jahren immer mehr Verantwortung übernommen hätten. "Und das werden wir auch in den nächsten Jahren tun", sagte sie.

Die Insolvenz hätten die Außenstände bei den Lieferanten verursacht. Die Drogeriekette hatte vor einer Woche Insolvenzantrag gestellt, nachdem ein kurzfristiger Zahlungsausfall in zweistelliger Millionenhöhe nicht aufgefangen werden konnte. Das Unternehmen und die Familie hätten kein Geld mehr bereitstellen können, um den weiteren Betrieb zu gewährleisten. "Wenn noch 100 Millionen im Schrank liegen würden, wäre es zu diesem Verfahren nicht gekommen", erklärte Geiwitz.

Insolvenzverwalter will Familienlösung

Mittlerweile erhält die Kette wieder Waren von den wichtigsten Lieferanten. Der Insolvenzverwalter versicherte, er stehe einer Lösung, bei der das Unternehmen in Familienhand bleibt, positiv gegenüber. Meike Schlecker versicherte, die Familie werde zu dem Unternehmen stehen. "Wir geben uns kämpferisch", sagte sie.

Doch auch in der Notsituation ließen sich das Unternehmen und die Familie nicht komplett in die Karten gucken, wichtige aktuelle Zahlen wie Umsatz oder Höhe der Verluste bleiben ungenannt. Branchenkenner gehen von unter sechs Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr aus. Es war das erste Mal seit den 1990er Jahren überhaupt, dass Schlecker die Journalisten zu eine Pressekonferenz nach Ehingen bei Ulm eingeladen hat. Die Tochter des Firmengründers stellte sich als einziges Familienmitglied diesem Forum.

Mit der Einführung des neuen Konzeptes "Fit for Future" vor anderthalb Jahren sei Schlecker auf einem guten Weg gewesen. Sie gab aber freimütig zu: "Wir haben zu spät begonnen, und wir waren zu langsam, das ist traurig, aber wahr." Es sei "ganz bitter", dass das Unternehmen jetzt kurz vor dem Ziel gestoppt worden sei.

Schlecker will weitere Filialen schließen

Schlecker hatte ein neues Design sowie den Slogan "For You. Vor Ort" eingeführt. Zudem wurden zahlreiche unprofitable Filialen geschlossen. Das noch vor über einem Jahr etwa 8000 Läden umfassende Netz sei auf inzwischen über 6000 Geschäfte geschrumpft, sagte Schlecker-Finanzvorstand Sami Sagur. In den nächsten Wochen sollen "einige wenige hundert" zusätzliche Geschäfte schließen

Insolvenzverwalter Geiwitz ist vom Amtsgericht Ulm derweil zum "starken" vorläufigen Verwalter bestimmt worden. Damit hat er die gesamte Befugnis über das Vermögen von Anton Schlecker übernommen. Der Schritt sei vor allem wichtig für die Gläubiger. Als "schwacher" Insolvenzverwalter hätte Geiwitz die ausstehenden Mieten nicht bezahlen dürfen, wie er erklärte. "Das ist ein wichtiges Signal, dass sie ihre Mieten bekommen", sagte er.

Lieferanten versorgen Schlecker wieder mit Ware

Die wichtigsten Lieferanten hätten inzwischen wieder ihre Arbeit aufgenommen. Die Einigung mit der Einkaufskooperation Markant sei ein wichtiger Auslöser dafür gewesen. Danach habe eine dreistellige Zahl an Lieferanten nachgezogen. Geiwitz sagte, er gehe davon aus, dass mit allen eine Einigung erzielt werden kann.

An dem begonnenen Zukunftskonzept wolle er gemeinsam mit dem Management weiterarbeiten und es gegebenenfalls in einen Insolvenzplan überführen."Aus meiner Sicht gibt es einen guten Kern", sagte Geiwitz. Ob es zu der angestrebten Planinsolvenz kommt, konnte er noch nicht sagen. Spätestens Ende März werde das Amtsgericht Ulm darüber entscheiden. Zu dem Zeitpunkt läuft das Insolvenzgeld für die mehr als 30.000 Beschäftigen aus.

Geiwitz verteidigt kleine Läden

Geiwitz verteidigte zudem das vielfach kritisierte Konzept der Drogeriekette. Es sei ein ganz anderes als das der anderen Ketten. "Zum Wettbewerb fährt man, zu Schlecker geht man", sagte er. Die Konkurrenz sei auf dem Standpunkt: "Wir haben die großen Filialen und nur die sind die Zukunft".

Die Dienstleistungsgesellschaft Ver.di forderte, beim Konzept auf die mehr als 30.000 Beschäftigten zu setzen. Die Erfahrung und der Sachverstand der Beschäftigten seien nun gefragt, sagte das für den Handel zuständige Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Wo sind die ganzen Schlecker-Milliarden?

Noch in den jüngsten Listen deutscher Milliardäre, die etwa das "Manager Magazin" oder "Forbes" regelmäßig vorstellen, waren die Schleckers enthalten - an die zwei Milliarden Euro sollten sie "wert sein". Doch wo sind die Milliarden? Es gibt das Filialnetz, es sind Lager vorhanden, oder auch ein großes Anwesen im heimischen Ehingen. Dabei gehören die Immobilien der noch rund 6000 Läden in Deutschland keineswegs den Schleckers. Sie sind lediglich Mieter.

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