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Euro-Zone zwischen Pest und Cholera


GLG Partners
Fonds-Experten sehen schwarz für die Euro-Zone

t-online, t-online.de - Frank Lansky

14.05.2012Lesedauer: 4 Min.
London ist der wichtigste Finanzplatz in EuropaVergrößern des BildesLondon ist der wichtigste Finanzplatz in Europa (Quelle: Reuters-bilder)
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Die Euro-Zone hat keine Chance – und die Schuldenkrise in Europa hat noch gar nicht richtig begonnen. Das ist das pessimistische Fazit zweier Fondsmanager des renommierten britischen Vermögensverwalters GLG Partners. Der extrem bearish eingestellte Jamil Baz erwartet bald Turbulenzen am Finanzmarkt. Minimal optimistischer zeigte sich Ben Funnell: Er sieht eine heftige Gegenwehr der Notenbanken und ein Anwerfen der Druckerpresse, was Sachwerte wie Aktien für eine Weile in die Höhe treibe, wie t-online.de in London erfuhr. Allerdings werde auch diese Politik irgendwann scheitern.

Inflationisten gegen Deflationisten

"Derzeit stehen sich zwei gigantische Kräfte im Markt gegenüber – die Notenbanken und der drohende Kollaps von Banken und Staaten", erläuterte Funnell vor Journalisten in London. Der Experte erwartet eine drastische Reflationierung der Märkte durch die Notenbanken, also eine anhaltende Flutung des Marktes mit billigem Geld. Er empfahl den Anlegern, genau jetzt Aktien zu kaufen.

Wie lange dieses "Liquiditäts-Spiel" noch anhalte und was danach komme, konnte Funnell allerdings nicht sagen. Ansonsten habe die Welt noch nicht einmal damit begonnen, ihre Schulden abzubauen. Tatsächlich könne der Finanzmarkt bald eine Revolte starten, der Anfang sei wohl ein Käuferstreik bei Bonds. Wenn Investoren nicht mehr an die Rückzahlung der Schulden glaubten, könne die Rendite selbst für die stärksten Staaten – etwa für US-Staatsanleihen – auf zwanzig Prozent oder mehr anziehen.

Drohende Revolte am Anleihenmarkt

Die Politik wird laut Funnell mit Druck antworten: In dieser Rebellion könnten Staaten Banken, Fonds und Versicherer zwingen, Staatsanleihen zu kaufen, die Ausfuhr von Geld aus dem Land verbieten oder negative Zinsen einführen, um die Sparer zum Investieren zu bewegen. In einem solchen Szenario wäre Gold oder das Horten von Papiergeld unter der Matratze gefragt.

Der von Funnel gemanagte Fonds GLG Global Equity DH EUR (ISIN: IE00B01D9B17) hat im vergangenen Jahr laut dem Fondsprüfer Morningstar eine Rendite von 7,7 Prozent erzielt, liegt auf Sicht von fünf Jahren allerdings 7,9 Prozent im Minus. Dieser als "bullishes" Szenario titulierte Vortrag ließ die Journalistengruppe in London ziemlich ratlos. Und dann kam es noch schlimmer.

Kein Mittel gegen die Überschuldung

Kein Blatt nahm Jamil Baz vor den Mund: Der Chefstratege von GLG beurteilt Griechenland und die Krisenstaaten Portugal, Spanien, Italien und auch Frankreich als "katholischen Euro". Im Vergleich zu den führenden Ländern der Euro-Zone seien die Löhne dort gemessen an der Produktion um rund ein Viertel zu hoch.

Angesichts der Überschuldung sei die Politik hilflos, denn sie könne die Löhne nicht so stark senken, wie nötig, weil dann eine Revolution ausbreche. Auch könnten die Länder ihre Wirtschaft nicht mit einer Zinssenkung stimulieren – der Zins liege ja schon bei Null. Auch sei eine Abwertung der Währung zur Ankurbelung der Exporte nicht möglich – denn die Länder steckten ja in der Eurozone.

"Der katholische Euro ist bankrott"

Das Fazit von Baz: "Der gesamte katholische Euro ist bankrott, der Euro wird nicht überleben". Das Schlimme: Von der Verschuldung her steckten die USA und Japan in der gleichen Situation wie die europäische Krisenzone. Der von Baz verwaltete Fonds Atlas Macro Alternative (ISIN: IE00B4Q0JK45) wurde Ende 2010 aufgelegt, brach zunächst ein und notiert jetzt in etwa wieder beim Ausgabekurs.

Eine Lösung für die Krise sieht Baz nicht: Die von der Europäische Zentralbank aufgelegten günstigen Kredite würden die Banken nur dazu bringen, sich Staatsanleihen von Krisenstaaten zu kaufen – was sie letztlich destabilisiere. Ein etwaiger Eurobond würde nur dazu führen, dass die Krisenstaaten noch mehr Geld ausgeben, weil die anderen sie finanzierten.

Höhere Zahlungen als nach Versailles

Die skeptische Prognose von Baz: Sollten die Krisenländer in der Währungszone bleiben, müsste allein Deutschland rund acht Prozent seines Brutto-Inlandsproduktes jährlich in die Peripherie überweisen. "Nur zur Erinnerung: Nach dem Versailler Vertrag, der zur Hitler-Diktatur führte, waren es 3,5 Prozent." Letztlich empfahl Baz, eine Deflation in Kauf zu nehmen und die Volkswirtschaften aufzuräumen.

Zur Absicherung gegen das Desaster empfahl Baz den Anlegern unter anderem, sich US-Dollar zuzulegen und den Euro zu verkaufen – das Kursziel sieht Baz bei 50 US-Cents je Euro. Als weitere interessante Währung sieht der Manager die norwegische Krone. Für Gold kann sich Baz einen Kurs von 2000 Dollar je Unze vorstellen.

Pan-europäische KfW

GLG Partners wurde vor rund zwei Jahren von der Man Group übernommen, die zuvor auf Computer gesetzt hatte. Nach wie vor ist der von Rechnern gelenkte Fonds AHL Diversified das wichtigste Produkt der Man Group: In diesem Hedge Fonds - er ist einer der größten der Welt - sind rund 20 Milliarden US-Dollar investiert, die täglich im Markt arbeiten. Der Fonds versucht, handelbare Trends in verschiedenen Asset-Klassen wie Aktien, Staatsanleihen oder Rohstoffen zu identifizieren. Seit Auflage im Jahr 1996 hat sich der Wert in Euro versiebenfacht. Allerdings lief er in den vergangenen drei Jahren seitwärts.

Die auf alternative Investments spezialisierte Apano GmbH bietet den weitgehend identischen AHL Trend (ISIN: LU0424370004) in Deutschland zusammen mit einer Anleihe als Global Futures Funds Kapitalschuttzertifikat 8 an (ISIN: ).

GLG bringt nun subjektive Entscheidungen von Finanzmanagern in die Man Group ein. Immerhin nannte GLG-Mitgründer Pierre Lagrange als einen der Auswege aus der Krise eine pan-europäische Investitionsbank nach dem Muster der deutschen KfW. Sie könnte an den diversen Krisenregierungen vorbei sinnvolle Investitionsprojekte anschieben. Solch eine Bank könnte unter Kontrolle der deutschen Regierung bleiben und zugleich die immer lauter werdenden Rufe nach mehr Wachstum in Europa bedienen.

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