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Hilfsorganisationen bei Internetspenden in Kritik geraten


Verbraucher
Internetspenden: Hilfsorganisationen in der Kritik

t-online, t-online.de

Aktualisiert am 23.12.2011Lesedauer: 3 Min.
Verbraucherschützer kritisieren den Umgang mit InternetspendenVergrößern des BildesVerbraucherschützer kritisieren den Umgang mit Internetspenden (Quelle: imago-images-bilder)
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Drei deutsche Hilfsorganisationen sind in die Kritik geraten, weil sie für Internetspenden Provisionen zahlen, ohne die Spender darüber zu informieren. Wie die Radioprogramme NDR Info und HR Info berichten, sind Vermittlungsgebühren zwar nicht unüblich, aber oftmals im Verhältnis zur Spende überhöht. Verbraucherschützer kritisieren diese fragwürdige Praxis vehement. Betroffen sind die deutschen Ableger der Umweltorganisation Greenpeace, des Internationalen Tierschutzfonds IFAW und des Kinderhilfswerks Plan.

Verstoß gegen die Spendensiegel-Leitlinie

Plan zahlt für online vermittelte Patenschaften bisher eine Provision in Höhe von 25 Euro, von der die Paten jedoch nichts erfahren. Das Geld erhalten die Betreiber von Internetseiten, die für das Kinderhilfswerk Kleinanzeigen schalten, sowie eine vermittelnde Agentur. Als Träger des Spendensiegels des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) unterliegt Plan jedoch besonders strengen Transparenzvorgaben und hat sich verpflichtet, Provisionen gegenüber den Spendern offenzulegen.

Die Leitlinien des sogenannten Spenden-TÜV schreiben vor, dass potenzielle Spender vor der Spendenentscheidung schriftlich, eindeutig und in gut sichtbarer Form über mögliche Provisionen im Zusammenhang mit ihrer Spende informiert werden müssen. Als Reaktion auf die Recherchen von NDR und HR räumte eine Sprecherin von Plan einen Verstoß gegen die Spendensiegel-Leitlinien ein und erklärte, ihre Organisation werde vorerst nicht mehr auf diese Weise werben. Dies sei jedoch ohne Vorsatz und unwissentlich geschehen: "Wir werden umgehend alle Vorgaben des DZI erfüllen und Provisionen künftig kenntlich machen."

Provision kann höher sein als die Spende selbst

Greenpeace und der Internationale Tierschutzfonds IFAW zahlen dem Bericht zufolge an Werbepartner nicht nur Provisionen für die Vermittlung von Fördermitgliedern und Dauerspendern, sondern auch für Einzelspenden. Ein Greenpeace-Sprecher räumte ein, dass die Provision (sechs Euro für eine Spende per Mausklick) bei kleineren Spenden höher sein kann als die Spende selbst: "Wenn jemand drei Euro spendet, haben wir einen Verlust gemacht." Die Umweltorganisation hat diese Werbeform nach eigenen Angaben erst vor wenigen Wochen testweise für ein halbes Jahr eingeführt.

Ein IFAW-Sprecher rechtfertigte Provisionszahlungen von mehr als zehn Euro für eine Einzelspende mit dem Hinweis auf eine mögliche dauerhafte Bindung von Spendern an seine Organisation. Nur das Verhältnis zwischen Spendenbetrag und Provision zu betrachten, sei "irreführend." Im Schnitt belaufe sich eine Einzelspende bei Greenpeace auf 50 bis 60 Euro. Die sechs Euro Provision seien dann Ausgaben für Werbung. Greenpeace gehe es jedoch vor allem eben um Fördermitgliedschaften, und bei denen fielen die gezahlten Provisionen nicht ins Gewicht.

Der tatsächliche Spendenbetrag bei IFAW ist minimal

Bei IFAW liege die Spendendurchschnittssumme bei circa 15 Euro, also niedriger als bei Greenpeace, dafür ist aber die Provision für Vermittler höher. Im Internet wird auf einschlägigen Seiten mit einer "guten Provision für einmalige oder monatliche Spenden ab acht bzw. drei Euro" geworben. Um bereitwillige Spender müsse man sich nicht sorgen: "Abschreckende Werbemittel fördern die Spendenbereitschaft." Von einer 20-Euro-Spende würden folglich zunächst 10,50 Euro an den Betreiber der werbenden Internetseite fließen, weitere 30 Prozent des Spendenbetrags, also 6,60 Euro, an die vermittelnde Agentur. Nach Abzügen bleiben nicht einmal drei Euro übrig.

Spendensammlungen immer organisierter

Solche Zahlungen an Vermittler seien dabei nicht grundsätzlich verwerflich, sagt das DZI. Nur mit der Sammelbüchse durch die Fußgängerzone zu gehen, reiche heute längst nicht mehr, das weiß man auch bei dem Berliner Institut. "Provisionen können sinnvoll sein", so DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. "Sie können den Hilfsorganisationen in kosteneffizienter Weise helfen, sich um neue Spender zu bemühen. Aber sie sollten auf jeden Fall diese Zahlungsform transparent machen."

"Als Spenderin würde ich mich getäuscht fühlen"

Burkhard Wilke betonte dagegen, dass das Verhältnis zwischen Provision und Spende durchaus wichtig sei: "Alles ab 15 Prozent von der Spende würden wir als sehr stark erklärungsbedürftig ansehen." Auch die verbraucherpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Nicole Maisch, kritisierte überhöhte Provisionen: "Als Spenderin würde ich mich getäuscht fühlen, weil ich natürlich davon ausgehe, dass, wenn ich 20 Euro an eine Organisation spende, die Organisation dann nicht noch Geld drauflegt und ein dritter Anbieter davon profitiert."

Maisch mahnte zudem mehr Transparenz an: "Ich fordere von Greenpeace und anderen Organisationen dasselbe, was ich von Banken, Versicherungen und anderen Unternehmen erwarte: dass klar informiert wird."

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