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Sinkende Reallöhne: Kaufkraft der Deutschen sinkt


Beruf & Karriere
Deutsche können sich immer weniger leisten

spiegel-online, Spiegel Online

Aktualisiert am 09.11.2011Lesedauer: 2 Min.
Deutsche können immer weniger nach Herzenslust einkaufenVergrößern des BildesDeutsche können immer weniger nach Herzenslust einkaufen (Quelle: archiv-bilder)
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Die Firmen knausern, die Deutschen verlieren an Kaufkraft: Laut einer Studie ist das durchschnittliche Monatseinkommen im vergangenen Jahrzehnt real um 93 Euro geschrumpft. Der Trend hält an - und das liegt nicht nur am Billiglohn-Boom.

Es ist die Kehrseite einer Erfolgsgeschichte: Zwar ist Deutschland besser durch die jüngste Krise gekommen als jedes andere europäische Land. Der Arbeitsmarkt boomt, den Firmen fehlen sogar Lehrlinge. Doch von den Erfolgen haben die Arbeitnehmer wenig gehabt: Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass die Löhne im letzten Jahrzehnt geringer stiegen als die Inflation, also die Lebenshaltungskosten. Betroffen sind nahezu alle Einkommensgruppen.

Leichtes Plus nur bei den Gutverdienern

Laut den DIW-Berechnungen konnten lediglich die obersten zwei Zehntel der Beschäftigten ein leichtes Plus bei den realen Bruttomonatslöhnen verzeichnen. Im Durchschnitt gingen diese im vergangenen Jahrzehnt um 4,2 Prozent zurück (siehe Tabelle).

Durchschnittliches reales Bruttoerwerbseinkommen im Monat je Dezil in Euro
Einkommen
aller abhängig Beschäftigten
2000 2005 2010 Relative Veränderung
2000-2010
(in Prozent)
Absolute Veränderung
2000-2010
(in Euro)
1. Zehntel 320 289 259 -19,1 -61
2. Zehntel 798 636 614 -23,1 -184
3. Zehntel 1290 1120 1048 -18,8 -242
4. Zehntel 1658 1520 1440 -13,1 -218
5. Zehntel 1958 1902 1798 -8,2 -160
6. Zehntel 2253 2245 2162 -4,0 -91
7. Zehntel 2554 2573 2485 -2,7 -69
8. Zehntel 2865 2967 2845 -0,7 -20
9. Zehntel 3434 3543 3440 0,2 6
10. Zehntel 5368 5340 5481 2,1 113
Mittelwert 2229 2201 2136 -4,2 -93
Median 2096 2087 1941 -7,4 -155
Quellen: SOEP v27. Abhängig Beschäftigte in Privathaushalten.
Angaben in Preisen von 2005.

Das heißt: Im Schnitt hatten die Deutschen pro Monat 93 Euro weniger in der Tasche. Auch die um die Inflation bereinigten Stundenlöhne stagnierten im letzten Jahrzehnt (siehe Bilderstrecke).

Einmalzahlungen vor stabilen Erhöhungen

Laut Karl Brenke, dem Co-Autor der Studie, ist keine grundsätzliche Änderung des Trends absehbar. Zwar hätten Arbeitnehmer im zweiten Quartal 2011 verstärkt Lohnerhöhungen durchsetzen können. "Aber der größte Teil davon sind Einmalzahlungen, der Trend nach oben bleibt schwach."

Warum schrumpfen Reallöhne selbst in Zeiten des Aufschwungs? Eine mögliche Erklärung ist, dass Arbeitgeber zunehmend Niedriglöhne zahlen. Tatsächlich hat der Niedriglohnsektor laut den Autoren bis 2006 an Bedeutung gewonnen, entsprechend entwickelten sich die Löhne von Geringverdienern bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts besonders schlecht.

Nur Höchstverdiener haben mehr in der Tasche

Doch das kann nicht die ganze Erklärung sein. Denn in den vergangenen Jahren wuchs der Niedriglohnsektor kaum noch. Stattdessen mussten laut der Studie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts "fast alle Arbeitnehmer real sinkende Monatsverdienste hinnehmen, nur die Höchstverdiener nicht". Die Lohnentwicklung sei für Frauen wie für Männer ungünstig gewesen, bei Vollzeitstellen ebenso wie bei Teilzeitkräften und sowohl bei einfacher Arbeit als auch bei Tätigkeiten, die ein Studium voraussetzen.

Arbeitgeber waren zu knauserig

Dieser breite Trend lässt sich den Autoren zufolge auch nicht mit einer Veränderung der Beschäftigungsstruktur erklären - im Gegenteil: Ohne die gestiegenen Anforderungen an die Qualifikation von Arbeitnehmern wären die Löhne vermutlich noch schlechter ausgefallen.

Der Hauptgrund für die Entwicklung ist den Forschern zufolge ein anderer: Entscheidend sei gewesen, "dass es flächendeckend zu keinen Lohnanhebungen kam". Anders gesagt: Die Arbeitgeber waren zu knauserig, die Beschäftigten zu bescheiden.

Konsum wird empfindlich geschwächt

Diese Zurückhaltung bei Löhnen gilt freilich auch als entscheidender Grund dafür, dass Deutschland in den vergangenen Jahren wettbewerbsfähiger wurde und die Krise vergleichsweise gut bewältigte. DIW-Forscher Brenke hält die Konkurrenz aus dem Ausland aber für kein generelles Argument gegen Lohnerhöhungen. "Schließlich stehen nicht alle Branchen im internationalen Wettbewerb."

Zudem führt die bescheidene Entwicklung der Reallöhne laut Brenke zu einer Schwächung des privaten Konsums in Deutschland. Den wiederum kritisieren zunehmend andere EU-Länder. Denn der schwache Konsum in Deutschland gilt als ein Grund dafür, dass es innerhalb Europas zu großen wirtschaftlichen Ungleichgewichten kam. Anders gesagt: Hätten die Deutschen mehr Waren aus dem Ausland gekauft, stünden Griechenland, Portugal und Co. zumindest ein wenig besser da.

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